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Sicherheit

Wie sicher ist ein DNA-Vaterschaftstest?

Diese Frage stellen sich viele Eltern oder Kinder, die einen Abstammungstest durchführen lassen wollen. In welchem Labor oder bei welchem Vermittler kann man sicher sein, ein korrektes Testergebnis zu erhalten? Der DNA-Vaterschaftstest stellt hohe Anforderungen an das ausführende Labor. Wird der Test von erfahrenen Labormitarbeitern mit den modernen DNA-Untersuchungstechniken ausgeführt, erhält man ein verlässliches Testergebnis. Jedoch ist die Beurteilung der Qualität eines Labors für den Laien kaum möglich. Die im folgenden genannten Aspekte können aber helfen, sich ein grundsätzliches Bild über einzelne Labore zu machen.

Mit der Frage nach der Sicherheit ist eigentlich immer gemeint, ob man sich auf das Testergebnis verlassen kann oder ob es ein Risiko gibt, dass das Testergebnis falsch sein könnte.

1) Probenvertauschung:

Die größte Gefahr für eine falsches Testergebnis ist zweifelsohne eine Probenvertauschung. Ergebnis einer Probenvertauschung, wenn sie nicht entdeckt wird, ist normalerweise der Ausschluss einer Vaterschaft. Das Problem einer Probenvertauschung existiert nicht nur für Vaterschaftstestlabore, sondern generell für die komplette medizinische Diagnostik. Jedoch scheint sich kaum jemand zu trauen, seinen Arzt nach der Verlässlichkeit eines Testergebnisses zu fragen. Im Bereich der Abstammungsdiagnostik aber wird diese Frage jeden Tag gestellt und das zurecht. Auch im medizinischen Bereich sollte man seine Ärzte immer nach der Verlässlichkeit einer Analyse fragen.

Wurde bei einem Abstammungstest eine Probe vertauscht, ist das Ergebnis nicht nur ein wenig falsch, sondern meist konträr zu den tatsächlichen Verhältnissen. Dabei kann die Probenvertauschung theoretisch durch den Auftraggeber auf dem Weg in das Labor oder auch im Labor erfolgen.

2) Prozentwert der Vaterschaftswahrscheinlichkeit:

Ein schlechtes Kriterium für die Beurteilung der Sicherheit eines Vaterschaftstests ist der Prozentwert, mit dem man die Vaterschaftswahrscheinlichkeit beschreibt. Dieser Wert ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • wie viele Marker wurden getestet?
  • wie häufig oder selten ist das vom Vater auf das Kind vererbte Erbmerkmal (Allel)?
  • aus welcher Bevölkerungsgruppe stammt der mögliche Vater (weiß, afro-amerikanisch oder asiatisch) - die Häufigkeit verschiedener Allele ist auch in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verschieden,
  • kann auch ein Verwandter des getesteten als Vater in Frage kommen?

Lediglich die Angabe einer im Durchschnitt über viele Vaterschaftsanalysen erzielte Vaterschaftswahrscheinlichkeit, mag ein Gefühl für die Sicherheit des Tests vermitteln. Zudem führt die Berechnung der Vaterschaftswahrscheinlichkeit in verschiedenen Laboren zu verschiedenen Ergebnissen. Gleiche Ergebnisse können nur erhalten werden, wenn alle Labore die gleichen Formeln zu Berechnung, und auch die gleichen Allelhäufigkeitswerte, benutzen würden. Aufgrund des möglichen Auftretens von genetischen Besonderheiten (z. B. Mutationen) ist es nicht möglich die Überschreitung eines hohen Wertes für die Vaterschaftswahrscheinlichkeit (z. B. 99,9 %) zu garantieren. Insbesondere dann, wenn eine Probe vertauscht worden sein sollte, spielt die Art der Berechnung der Vaterschaftswahrscheinlichkeit keine Rolle mehr, da das Ergebnis dann sowieso mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch sein dürfte.

Die Richtlinien für die Erstattung von Abstammungsgutachten (Robert-Koch-Institut, 2002) nennen keinen Mindestwert für die Vaterschaftswahrscheinlichkeit. Ist dieser Wert größer als 99,9 %, gilt die Vaterschaft als praktisch erwiesen.

3) Wahl der zu testenden Hypothese, welchen Auswirkungen unterliegt ein Test, wenn die möglichen Alternativväter miteinander verwandt sind?

Für die Berechnung der Abstammungswahrscheinlichkeit gibt es das Problem, dass normalerweise nur ein möglicher Vater auf die Vaterschaft gestestet werden kann. Alle anderen Alternativväter erfasst man dann indirekt durch einen Hypothesentest. Man stellt die Hypothese, dass der getestete der biologische Vater ist, gegen die Alternativhypothese, dass ein anderer, mit dem getesteten nicht verwandter Mann, der biologische Vater ist. Der mathematische Vergleich von einzelnen Hypothesen geht auf den britischen Mathematiker Thomas Bayes (1702 Ð 1761) zurück. Bei dem Bayes Theorem handelt es sich um eine in vielen Lebenslagen verbreitete Anwendung. So wird das Bayes Theorem z.B. von email Filtern verwendet, um zu beurteilen, ob eine neue email Spam ist oder nicht. Dabei stellt man die Hypothese: die neue email ist Spam gegen die Alternativhypothese, sie ist kein Spam. Mit entsprechenden Regeln, die der Bayes Filter benutzt, kann die Sortierung nach Spam und Nichtspam automatisch durch ein Computerprogramm erfolgen. Doch jeder, der eine automatische email Kennzeichnung vornimmt, weiß, dass dabei auch einmal ein Fehler passieren kann, indem vielleicht ein wichtige email zu unrecht als Spam markiert wird. Auch in der Abstammungsdiagnostik gibt es besondere Fälle, die zu einer Fehlinterpretation führen können.

4) genetische Besonderheiten

Es sind die Mendel'schen Regeln der Vererbung, die man bei einem DNA-Vaterschaftstest betrachten muss. Es sind klare Regeln, jedoch hat die Natur eine Reihe von Ausnahmen zu diesen Regeln geschaffen. Wenn auch erst als letzter Punkt genannt, so spielt doch die Ausbildung und Erfahrung der Labormitarbeiter die entscheidende Rolle für die Sicherheit eines DNA-Vaterschaftstests.

Ausnahmen zu den Mendel'schen Regeln sind z.B. Mutationen. Eine Mutation kann zu einer scheinbaren Inkompatibilität der Abstammung zwischen dem möglichen Vater und dem Kind führen. Mutationen gehorchen nicht den Mendel'schen Regeln, sie sind zwar selten aber nicht verboten.

Dr. rer. nat. Michael Jung